Drei für Film1 [Presseartikel vom 03.03.2008 in Blickpunkt:Film 10/08]

Film1 stellte sich 2005 mit "Keine Lieder über Liebe" vor. 2008 landen mit "Mitte Ende August" und "Phantomschmerz" gleich zwei Filme in den Kinos, mit "Lila Lila" und "Einer für alle" werden zwei weitere in Produktion gehen.

Diese Anzahl und Genrevielfalt der Projekte entspreche in etwa auch dem für die Zukunft angestrebten Output der Berliner Filmeschmiede, so zwei der Produzenten von Film1, Marcus Welke und Sebastian Zühr. Welke erklärt die Genreoffenheit damit: "Wir sind drei Einzelpersönlichkeiten mit unterschiedlichem Geschmack." Dritter im Bunde von Film1 ist Henning Ferber. Außerdem verstärkt Projektkoordinatorin Gudrun Jehle die Firma. Mit "Mitte Ende August", einer modernen, sehr freien Variation von Goethes "Wahlverwandtschaften", setzt Film1 die Zusammenarbeit mit Regisseur und Drehbuchautor Sebastian Schipper fort, mit dem man bereits "Ein Freund von mir Videoclip abspielen" realisierte. Bei dem entspannt-melancholischen Roadmovie hatte man sich noch von den erfahrenen Kollegen von X Filme unter die Arme greifen lassen. Bei dem im Oktober vergangenen Jahres abgedrehten Beziehungsreigen "Mitte Ende August" mit Marie Bäumer, Milan Peschel, Anna Brüggemann und André Hennicke engagiert sich Film1 nun als Hauptproduzent. Die Postproduktion zum charmanten Drama läuft, und man arbeitet gerade an der Filmmusik. Sie wird wie bei Schippers vorangegangenen Filmen wieder eine wesentliche Rolle spielen. Senator Film agiert als Koproduzent und Verleih. NDR und Arte sind ebenfalls mit an Bord der mit 2,2 Mio. Euro budgetierten Produktion, die "zügig", fast innerhalb eines Jahres über die Bühne ging, so Welke und Zühr.

Gleich im Anschluss an "Mitte Ende August" wurde das emotionale Drama "Phantomschmerz" realisiert, für das Anfang Dezember die letzte Klappe fiel. Das mit etwa 3,3 Mio. Euro budgetierte Langfilmregiedebüt von Matthias Emcke über einen harten Schicksalsschlag für einen Sportler und Bonvivant hat mit Til Schweiger einen zugkräftigen Star in der Titelrolle, der über Barefoot Films auch als Koproduzent beteiligt ist und dessen Input man zu schätzen wusste, so Zühr. Der Kinostart ist von Koproduzent und Verleih Warner noch in diesem Jahr angedacht.

Ab Ende Mai 2008 stehen dann die Dreharbeiten für den nächsten Kinospielfilm an, Alain Gsponers "Lila Lila" nach Martin Suters gleichnamigem Roman. Daniel Brühl wird nach "Ein Freund von mir" erneut für Film1 vor der Kamera stehen - zusammen mit Hannah Herzsprung. Sie war für ihre Rolle in Gsponers Vorgängerfilm "Das wahre Leben Videoclip abspielen" mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet worden. Brühl gibt einen jungen Mann, der, um eine Literaturstudentin (Herzsprung) zu beeindrucken, behauptet, Verfasser eines gefundenen Skripts zu sein, das zwar zum Bestseller avanciert, dessen angeblicher Autor aber, gespielt von Henry Hübchen, dem jungen Mann in die Quere kommt. Gsponers Stammautor Alex Buresch adaptierte die tragikomische Hochstaplergeschichte. Falcom Media, die das mit etwa 3,5 Mio. Euro budgetierte Projekt über Jahre hinweg mitbetreute, ist Koproduzent und Verleih. Gedreht wird in Berlin und Leipzig.

Das bis dato größte Projekt der Firma ist Zoltan Spirandellis ("Vaya con dios Videoclip abspielen") "Einer für alle", das nicht einfach nur das Credo der "Drei Musketiere" zum Titel hat, sondern Dumas' spannendes und amüsantes Abenteuer in die wilden Sechziger nach Berlin verlegt, wo die Kommunarden kämpfen. Die ausgelassene Komödie, die Zühr scherzhaft als "Sonnenallee für Wessis" skizziert, befindet sich in der Finanzierungsphase und soll noch in diesem Jahr realisiert werden.

Mit Regisseur Oliver Schmitz, dessen "Fleisch"-Neuverfilmung gerade recht erfolgreich im Fernsehen lief, bereitet Film1 einen weiteren Kinostoff vor. Außerdem hält man Kontakt zu Lars Kraumes,Jürgen Vogels und Matthias Glasners letztes Jahr gegründeten Badlands Film, um ein gemeinsames Nachfolgeprojekt zu "Keine Lieder über Liebe" zu finden.

Darüber hinaus hat Film1 noch weitere Stoffe in Entwicklung, wie etwa Manuel Flurin Hendrys Verfilmung von Raul Zeliks "Berliner Verhältnisse", und plant, weitere Romane zu optionieren. Schließlich wollen sie als selbstbewusste Firma auch wachsen, nicht nur in der Größenordnung der einzelnen Filme, der Anzahl der Filme oder deren Genrevielfalt, sondern sich auch einen neuen Bereich erobern. Welke arbeitet neue Konzepte fürs Fernsehen aus, für ProSieben entwickelt er aktuell das TV-Movie "Unheilbar verliebt". Alle drei Geschäftsführer sind bei den Projekten zwar immer gemeinsam Produzenten, aber jeder der drei hat seinen Schwerpunkt. Welke konzentriert sich insbesondere auf die Stoffentwicklung, Zühr auf die ausführende Produktion und Ferber auf Finanzierung. In Berlin fühlen sie sich wohl. Es gibt eine "gute kreative Anbindung" und dank ei-ner Paketförderung des Medienboards konnten sie ihre ersten Projekte überhaupt in Angriff nehmen.